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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Eine kleine Motorölkunde



Capu
09.08.11, 23:09
Was bedeuten die vielen Bezeichnungen, was ist zu beachten und ist Öl gleich Öl? Ich hoffe das dieser kleine Beitrag ein wenig Licht ins Dunkel bringen kann.

Grundlagen

Das Motoröl hat einen massgeblichen Einfluss auf die Funktion und Lebensdauer des Motors. Das Öl schmiert alle beweglichen Teile und Lager und bindet Schmutzpartikel die sich sonst irgendwo im Motor ablagern würden. Ein gutes Motoröl ist also für die, im wahrsten Sinne des Wortes, reibungslose Funktion unerlässlich.

Was für Motorölarten gibt es?
Im Grunde unterschiedet man vier verschiedene Arten von Ölen:
- Mineralisch: Als Mineralöl bezeichnet man ein Motoröl welches in einer Raffinerie direkt aus Erdöldestilaten gewonnen wird.
- Hydrocrack oder HC: Ein HC-Öl ist im Prinzip auch ein Mineralöl, welches aber in der Raffinerie noch nachbearbeitet worden ist. Hierbei werden die Öl- Moleküle noch etwas zurecht gebrochen (gecracked).
-Teilsynthetisch: Ein Teilsynthetisches Öl besteht, wie der Name vermuten lässtm zu einem Teil aus synthetischen Grundölen und aus raffinierten Mineralölen.
- Vollsynthetisch: Das vollsynthetische Motoröl wird nur noch aus Grundölen hergestellt die nicht (oder nicht direkt) aus Erdöldestillaten bestehen. Hier werden, im Gegensatz zu den HC-Ölen, die Moleküle komplett zerlegt und in anderen Konstellationen wieder zusammengesetzt um bessere Eigenschaften des Öles zu erhalten.

Um die verschiedenen Öltypen zu bewerten kann man Pi x Daumen feststellen: Ein Mineralöl ist der schlechteste, ein Synthetisches (Vollsysnthetisch) Öl das beste und die teilsynthetischen und HC-Öle liegen irgendwo dazwischen. Welches Öl in einem speziellen Fall das bessere ist, hängt dann davon ab welche Additive und Zusätze der jeweilige Hersteller noch dabeigepackt hat. HIer lassen sich die Hersteller aber nicht in die Karten schauen.

Damit der Verbraucher dennoch eine Vergleichsmöglichkeit hat, gibt es bei jedem Öl verschiedene Angaben die die Qualität und den Einsatzbereich des Öles weiter beschreiben. Da ist zum ersten...

Die Viskosität

Die Viskosität gibt an wie fließfähig das Öl bei einer bestimmten Temperatur ist. Die Viskosität ist in bestimmte Klassen unterteilt um einen schnellen Vergleich zu ermöglichen. Da in heutigen Motoren ausschließlich Mehrbereichsöle zum Einsatz kommen, werde ich mich hier darauf beschränken. Die erste Angabe bei der Viskosität eines Mehrbereich-Öl´s gibt an wie sich das Öl bei niedrigen Temperaturen verhält, die s.g. dynamische Viskosität. Zum Beispiel bedeutet "10W" eine Verwendbarkeit bis -30°C, "5W" bis -35°C, usw. Dieser Temperaturwert wird auch als Grenzpumptemperatur bezeichnet.
Die zweite Angabe gibt die s.g. kinematische Viskosität an, das heißt die Fließfähigkeit des Öles bei exakt 100°C an. Dieser Wert hat allerdings kaum Aussagekraft, da ein Motoröl bei Belastung des Motors die 100°C-Grenze schnell überschreitet. Aussagekräftiger wäre hier der HTHS-Wert.
Die High Temperature High Shear Viskosität oder auf deutsch die Hoch Temperatur Hoch Schergefälle Viskosität. Diese Angabe gibt Schmierfähigkeit im Hochtemperaturbereich (150°C) bei hohen Scherkräften an. Dieser Wert wird aber meistens leider nicht mit angegeben.
Ein Motoröl muss den Spagat hinbekommen bei extrem niedrigen Temperaturen noch ausreichend fließfähig zu sein ohne bei hohen Temperaturen zu dünn zu werden.
Um ein Öl in der richtigen Viskosität für seinen Motor auszuwählen, hält man sich am besten an die jeweilgen Herstellerangaben im Handbuch.

Die Viskosität alleine sagt aber noch nicht wirklich viel über die Qualität eines Öles aus. Um diese Qualität vergleichen zu können und um z.B. ein Öl mit erhöhter Rußbindefähigkeit für Dieselmotoren einzugruppieren wird ein Öl in ACEA Klassen (Association des Constructeurs Europeens d´Automobiles / Verband der europäischen Automobilhersteller) unterteilt.

ACEA Klassen

Klasse A: Motoröl für Ottotmotoren im PKW
Klasse B: Motoröl für Dieselmotoren im PKW
Klasse E: Motoröl für Dieselmotoren in Nutzfahrzeugen

Diese Klassen werden jeweils noch mit einem Zahlenwert ergänzt. Dieser Zahlenwert gibt die Leistungsstufe des jeweiligen Öls an. Die Zahl 1 gibt hier die Standardqualität an. Ein Öl der Klasse A3/B3 wäre also ein Öl welches höherwertiger ist als ein Öl der Klasse A1/B1 und ist sowohl für Otto- als auch für Dieselmotoren geeignet. Derzeit wird in 4 Leistungsstufen unterschieden.

Unabhängig zum Europäischen Automobilverband haben einzelne Hersteller Sondernormen entwickelt, diese basieren zwar auf den ACEA-Klassen, für die eingrupierung werden aber spezielle Fahrversuche und Tests verlangt.

Herstellernormen

Viele Hersteller haben ihre eigenen Öl Normen und Eingruppierungen entwickelt. So haben BMW, Ford, Mercedes, Porsche, VW und natürlich auch Opel/GM ihre eigenen Normen. Da alles aufzuzählen hier den Rahmen sprengen würde, beschränke ich mich hier auf die Nennung der Opel/GM Normen.

GM-LL-A-025
Hierbei handelt es sich um die Opel/GM Norm für ein s.g. Longlife Öl für Ottomotoren welches die Qualität der ACEA Klasse A3 übertrifft.
GM-LL-B-025
Diese Norm kennzeichnet das entsprechende Öl für Dieselmotoren welches die Qualität der ACEA Klacce B3 übertrifft.
Dexos 2 (seit Ende 2010)
Öle dieser neuen Norm des GM Konzerns sind sowohl für Otto-, als auch für Dieselmotoren geeignet. Es übertrifft die Qualität der alten GM-Klassen und erfüllt zudem noch folgende Normen: A3/B4, MB 229.51, VW 502.00/505.00/505.01 und BMW LL-04.


Ich hoffe ihr hab nun schon mal einen kleinen Einblick. Über das Thema Motoröl kann man aber ein Buch schreiben. Daher ist das Thema auch nur "kurz" umrissen und es könnte durchaus passieren das dieses Thema nochmal überarbeitet bzw. erweitert wird.